Bluefaced Leicester Schafe in Deutschland
Wenn Sie diese Seite gefunden haben, interessieren Sie sich vermutlich für Hochleistungsschafe, die zudem noch ausgesprochen edel aussehen und deren umgänglicher Charakter unweigerlich zu Familienanschluss und sehr persönlicher Bindung führt.
Vielleicht haben Sie auch Bluefaced Leicester Schafe im Vereinigten Königreich oder den USA gesehen und sich gefragt, ob man diese Rasse nicht auch in Deutschland halten kann.
Oder Sie filzen und spinnen und trachten nach der wahrscheinlich besten Wolle aller Rassen, der Bluefaced Leicester Shearling Wool.
Als Lammproduzent und Berufsschäfer werden Sie nach Vererbern und der Möglichkeit suchen, die Vorzüge der Mules zu nutzen. Und wenn Sie je versucht haben, Schafe aus dem Mutterland UK zu importieren, dann werden Sie sich fragen, ob es Bluefaced Leicester Schafe überhaupt in Deutschland geben kann:
Ja, es gibt sie.
Nach langer Odyssee sind sie tatsächlich hier. Noch kurz vorm Inkrafttreten der neuen EU-Regelungen, die einen weiteren Import dieser Rasse nahezu unmöglich machen, traf der LKW in der Nacht vor Heilig Abend 2014 bei uns ein.
Warum Bluefaced Leicester ?
Es wäre glatt gelogen, zu behaupten, die Entscheidung diese Rasse irgendwie nach Deutschland zu bekommen und weiterzuziehen wäre aus rein wirtschaftlichen Gründen gefallen. Das Gegenteil ist wohl eher der Fall. Erst nachdem wir uns in England in die Schafe verliebten, wurde uns das Potenzial bewußt und nur dieses Potenzial ließ dann unsere Anstrengungen auch wirtschaftlich sinnvoll erscheinen und machte so den Import erst möglich.
In England sind Bluefaced Leicester Böcke der wesentliche Vererber bei der Erzeugung der sehr verbreitete Gebrauchskreuzung Mule. Über 50% aller Schlachtlämmer Großbritanniens haben als Großvater einen BFL-Bock, weil dieser Bock der Robustrasse auf der er eingesetzt wird, genau die Eigenschaften hinzugibt, die in der Schlachtlämmerproduktion gefragt sind. Daß Bluefaced Leicester und Mules ausgesprochen schön anzusehen sind, ist aber auch nicht ganz nebensächlich.
Tierimportstreß 2014
Nach über einem Jahr Recherche, nach mehreren Reisen nach England, nach Monaten voller Suche nach Schafen, Gesetzeslücken und Importmöglichkeiten, nach unzähligen Telefonaten mit Veterinären und Transporteuren mit der Defra in UK und dem Landratsamt in Sachsen, dem Staatministerium und dem Schafzuchtverband, nach Hoffen und Bangen, Verzweiflung und Wut, viel Kaffee und wenig Schlaf gingen unsere in Westengland in Quarantäne zusammengezogenen Ladys und Craig yr Orsedd endlich auf die Reise.
Doch auch nachdem der Transport eines Holländers eigentlich rollen sollte, waren die Probleme nicht zu Ende. Am Ladeort traf der LKW schon mit 5 Stunden Verspätung und in der Dunkelheit ein. Doch der behauptete Stau war im Internet nicht zu finden. Die geplante Fähre war nun schon nicht mehr zu kriegen. Der Kontakt zu den Fahrern riß auch noch ab. Dann ein Telefonat, daß lebende Tiere wegen Wellengangs nicht auf die Fähre dürften. Die sofort angerufene Rederei wußte davon allerdings nichts. Unsere Schafe waren also auf dem Weg - irgendwo - das war sicher. Vielleicht in Dover oder schon in Frankreich oder noch auf der Fähre. Die nächste Meldung erreichte uns am Morgen des 23. Dezember per SMS aus Holland: "Our car is broken. We have to change the vehicle". Inzwischen war auch die reine Transportzeit nicht mehr zu halten. Wir bangten nur noch.
Nicht nur das Fahrzeug, auch die Besatzung hatte gewechselt. Und die Route auch. Unsere Schafen waren auf der falschen Autobahn unterwegs. Nach Dresden nicht nach Trebsen. Erst mit Hilfe des Veterinäramtes gelang es, die Fahrer davon zu überzeugen auf direktem Wege zu uns zu fahren und die falsch geplante Route zu verlassen. Das zog natürlich eine amtliche Entladekontrolle nach sich. Mitten in der Nacht. Doch die Fahrer meldeten sich nicht wie angeordnet eine halbe Stunde vor Eintreffen.
Angekommen
23:30 schließlich rollt ein roter Viehtransporter im CocaCola-Lock in festlichster Beleuchtung in unsere Auffahrt.
Das sind die Falschen
Entsetzt stehe ich auf dem Fahrstuhl der Holländer und sehe die mitgebrachten Schafe. Schwarze Köpfe, krause Locken überall. Das sind nicht unsere!
Durch das Umladen sehe ich hinter der Klappe die Wensleydale von Antje Reps die auf diesem Transport ebenfalls Zuchttiere aus dem Mutterland geholt und wie wir die ganze Zeit über mitgezittert hat. Durch das Umladen stehen die Hintersten nun zu vorderst und beim Ausladen auch gleich durch- und ineinander. Die Böcke sind nervös und voller Tatendrang. Und die Bluefaced Leicester müssen durch die Mitte der andern, denn abgeladen werden dürfen nur sie und keinesfalls die Wensleydale - EU-Recht! Da hilft nur beherztes Ein- und Durchgreifen auf der Ladefläche.
Zum allerersten Mal greife ich in echte angewachsene Bluefaced Leicester Wolle. Zum ersten Mal schiebe ich Wolken. Weiße lanolinduftende Kuschelwolken.
Ja, das sind unsere!
Baumschmuck
Endlich sind unsere Schafe da und bei Licht und beruhigt und alles ist gut. Dank abschließender Veterinärkontrolle haben wir einen Gesundheitsstatus und auch keine Angst mehr vor einer Quarantäneanordnung und es kehrt Ruhe ein. Bei uns und bei den Schafen.